„Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ so sagt ein Sprichwort. Ich frage mich gerade, auf was das bezogen wurde. Ging es da um Menschen die nur reden, dass sie reden, weil sie die Stille nicht aushalten? Oder um Menschen, die immer im Mittelpunkt stehen wollen und das Gefühl haben, wenn sie reden sind sie das.
Ich weiss es nicht. Schweigen kann schon gut sein… so die friedvolle Stille zusammen schweigend geniessen.
Angst, Stolz und Trotz lähmen
Doch wenn das Schweigen aus einem vorangegangen Stress (Streit, Unverständnis, Vorwürfe, oä.) entsteht, dann finde ich es schwer zu ertragen. Für mich entsteht dann das Gefühl, dass etwas nicht abgeschlossen ist, weil nicht alles geklärt wurde. Oder ich bekomme das Gefühl, dass mir mein Gegenüber böse ist.
Jetzt kannst du sagen:
„Dann nimm du doch das Gespräch wieder auf, setze es dort fort, wo es deiner Meinung nach aufgehört hat.“
Ja das wäre eine gute Variante, wenn da nicht die Angst, der Stolz, der Trotz oder sonstiges noch wäre.
- Angst, dass mich mein Gegenüber nicht versteht und mich zurückstösst.
- Angst, dass mein Gegenüber vielleicht überfordert ist.
- Angst, dass mein Gegenüber es ganz anders sieht und mir das auch sagt.
- Angst vor der Wahrheit des Gegenübers.
- Stolz im Sinne von „Warum soll ich den Anfang machen, mein Gegenüber hat das angezettelt.“ Wobei hier sicherlich die Ängste hinter dem Stolz stecken. Man redet sich das mit dem Stolz ein. Man gibt sich abgeklärt und unverletzlich, und derweil ist man im Inneren verletzt und traurig.
- Und zuletzt kommt vielleicht noch etwas Trotz hinzu. „Wenn mein Gegenüber schweigt, kann ich das auch. Mal schauen wer es länger aushält.“
Spiele die etwas mit einem machen
Tja und so ist man in dem Moment bei den Machtspielen angelangt. Machtspiele darum, weil man dem Gegenüber etwas beweisen will; man Stärke zeigen will, um ja nicht zuzugeben wie es einem gerade geht. Geht ja gar nicht, dass mein Gegenüber weiss, wie das Schweigen auf mich wirkt. Das ich mich zum Beispiel weggestossen, nicht beachtet, nicht gesehen oder nicht ernst genommen fühle.
Mit langem Schweigen bestrafst du dein Gegenüber UND dich selbst.
Es kann dabei etwas kaputt gehen oder erkalten. Du gibst euch nicht die Möglichkeit, das Thema zu klären und so auch mal abzuschliessen. Es hängt mit dem Schweigen in der Luft.
Es kann jedoch auch etwas Neues entstehen. Man besinnt sich wieder auf sich selbst und das was man braucht. Das kann eine Weile auch gut sein, denn so hat jeder die Möglichkeit, mal in Ruhe und alleine darüber nachzudenken. Doch irgendwann, und das zeitnah zum Stress der das Schweigen ausgelöst hat, darf man darüber reden.
Doch wie wieder anfangen?
Heutzutage hat man viele Möglichkeiten:
- Nimm dein Telefon in die Hand und schreib deinem (schweigenden) Gegenüber ein paar Worte und bitte darum, mit ihm/ihr sprechen zu dürfen.
- Schreib eine Email, wo du deine Empfindungen und Gedanken darlegst und dann um eine freiwillige Rückmeldung oder persönliches Gespräch bittest.
- Wenn du es anders magst, darfst auch gerne einen Brief schreiben und ihn auch abschicken.
Bei allen Varianten gilt: Freundlich sein und Ich-Botschaften verwenden.
Bleib bei dir
Bei den Ich-Botschaften geht es darum, dem Gegenüber keine Vorwürfe zu machen, die Sätze nicht mit „Du hast…. Du tust…“ zu beginnen. Beginne deine Sätze mit „Ich….“ und bleib dann bei deinen Empfindungen und Reaktionen.
Übrigens: „Ich bin der Meinung, du bist ein Arschloch“ ist KEINE Ich-Botschaft.
Schau was hinter dem „Du bist ein Arschloch“ steckt – was für eine Handlung, Aussage gibt dir welches Gefühl?
Zum Beispiel: „Wenn du mich anschweigst, fühle ich mich klein und hilflos. Das wiederum macht mich wütend und ich schlage um mich.“ Das ist die Variante: Ich verletze dich, weil du mich verletzt hast und daher beschimpfe ich dich.
Verständnis schafft Platz für die Liebe
Doch wie schafft man es, aus den negativen Gefühle und dem Trotz rauszukommen?
Versuche Verständnis für dein Gegenüber zu entwickeln. Schau was könnte dahinter stecken, dass dein Gegenüber gerade jetzt schweigt und nicht mit dir kommuniziert. Das kann mehrere Gründe haben und die liegen so gut wie alle bei deinem Gegenüber. Es ist Seins/Ihrs - du bist nur der Auslöser! Hier kannst du lernen bei dir zu bleiben, mit dem Schweigen umzugehen, Toleranz zu üben und Verständnis zu entwickeln.
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